Rascher fit nach Knie- oder Hüft-Operation
Eine schnelle Therapie nach einer Knie- oder Hüftoperation ist essentiell für die Genesung und die rasche Rückkehr in Beruf und Alltag. Hilfe verspricht ein ambulantes Therapieprogramm, dass unmittelbar nach Spitalsentlassung ansetzt.
Im Europavergleich ist Österreich eines der führenden Länder in Bezug auf Hüft- und Knieersatz mit 299 bzw. 230 Patienten pro 100.000 Einwohner. In den letzten Jahren hat sowohl die operative Technik als auch die postoperative Rehabilitation große Fortschritte gemacht. Der Wermutstropfen: Wartezeiten auf eine stationäre Rehabilitation von bis zu acht Wochen sind keine Seltenheit und die ambulante Rehabilitation ist noch nicht flächendeckend etabliert. Laut Experten ist aber gerade eine schnelle Therapie nach einer Knie- oder Hüftoperation für die Genesung und die rasche Rückkehr in Beruf und Alltag von entscheidender Bedeutung.
Schnell ist essentiell
„Neben dem Wiederaufbau der Muskulatur, der Narbentherapie sowie dem frühen Koordinationstraining ist die Setzung von funktionellen Reizen bereits am 5.-21. postoperativen Tag (Proliferationsphase) essentiell. Es geht dabei um die strukturelle Ausrichtung der neu zu bildenden Bindegewebsfasern, die für ein elastisches und gut funktionierendes Bindegewebe nötig sind“, erläutert Stefan Löfler vom Ludwig Boltzmann Institut für Rehabilitation Research die medizinische Seite. Das Institut wirkt als Fördergeber eines Projekts, bei dem es um ein ambulantes Therapieprogramm geht, das unmittelbar nach Spitalsentlassung ansetzt. Die frühe ambulante postoperative Remobilisation (AMB-REMOB) soll ab dem 7.-10. postoperativen Tag beginnen. „Auf dem Programm stehen für die Patienten insbesondere Unterwasser-Gymnastik und -Druckstrahlmassage (Wundprotektion ist obligat) sowie Elektrostimulation (Quadriceps), ergänzt durch physikalische Schmerztherapie, Heilgymnastik und medizinisches Aufbautraining in den Partner-Instituten für Physikalische Medizin in Wien“, so Löfler.
Belegt durch Studien
Wie wichtig – im Sinne der raschen Wiederherstellung der Gelenksfunktionen – eine frühzeitige, personalisierte ambulante Remobilisation nach Implantation von Endo-Prothesen ist, zeigen die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen. Eine rezente Studie verglich etwa Patienten nach Kniegelenksersatz, die unmittelbar nach dem Akutspital mit einem ambulanten Rehabilitationsprogramm begonnen haben, mit Patienten, die erst nach zweiwöchigem Heimtraining die Rehabilitation starteten. Die erhobenen Daten sprechen für eine frühere Wiederherstellung bei Therapiebeginn unmittelbar nach Spitalsentlassung.
In wissenschaftlichen Überblicksarbeiten wird zudem eine frühere funktionelle Wiederherstellung belegt, wenn Unterwasser-Therapie in Kombination mit anderen Therapien in der Rehabilitation eingesetzt wird. Ein erhöhtes Risiko in Bezug auf Wundheilung oder Infektionen wurde nicht beobachtet.
Ökonomisch und sozial
„Die durchschnittliche Gesamtdauer inklusive Wartezeiten einer stationären Rehabilitation beträgt ca. zehn bis elf Wochen, die der ambulanten Rehabilitation derzeit rund zwölf Wochen. Dagegen ist die Gesamtdauer der frühen ambulanten Remobilisation von etwa sechs Wochen erheblich kürzer“, nennt Löfler Zahlen. Durch den frühzeitigen Beginn könne die Nachbehandlungszeit auf ca. vier Wochen verkürzt werden. Damit sind im Schnitt nur 14 Therapietage notwendig, um ein vergleichbar gutes Therapieergebnis zu erreichen. „Dies führt zur schnelleren beruflichen Wiedereingliederung und sozialen Teilhabe“, betont der Forscher. Die frühe postoperative (ein bis zwei Wochen nach OP), ambulante und wohnortnahe Nachbehandlung ermöglicht dem Patienten im vertrauten sozialen Umfeld zu bleiben und fördert eine rasche Wiedereingliederung in den Lebensalltag.
Vorteile ergeben sich nicht zuletzt auch aus wirtschaftlicher Sicht in Form einer deutlichen Kostenreduktion: Die ambulante Nachbehandlung ist laut Experten um mehr als 50 Prozent günstiger als die stationäre Rehabilitation und um ca. 25 Prozent pro Knie- bzw. Hüftgelenksersatz-Patient als die bisherigen ambulanten Rehabilitationen.